21. Juni 2024

Bericht zum Anlass vom 14. Juni 2024

Am 14. Juni hat Neue Energie Zürich zusammen mit energie-cluster.ch den Event "Aufwind 2040, Windenergie für den Kanton Zürich" durchgeführt.

Vormittag: Exkursion zum Windpark Verenafohren Tengen (D) 51 Teilnehmer Ganztags

Die Organisation Neue Energie Zürich (NEZH), eine Sektion der aeesuisse  hat zusammen mit dem schweizweit tätigen Verein energie-cluster.ch zur Besichtigung des Windparks Verenafohren im deutschen Tengen eingeladen.

Der Windpark liegt kurz nach der Schweizer Grenze bei Schaffhausen. Über 50 hochrangige Vertreterinnen und Vertreter aus der Wirtschaft, der Verwaltung der Politik sind dem Ruf gefolgt und haben sich pünktlich um 7:45 zur Abfahrt nach Deutschland eingefunden. Es waren unter anderem Vertretungen der Exekutive wie Legislative vieler Zürcher Städte und Gemeinde, sowie Mitarbeitende größerer Stromversorger des Kantons dabei.

Das Organisationsteams hat die Exkursion gut geplant und einen wohlverdienten Kaffeestop in der nahegelegenen Restaurant Sonne in Wiechs eingelegt, bevor es mit der Exkursion unter der Leitung von Frau Jutta Gaukler von der Energieagentur Kreis Konstanz startete.

Die Führung war sehr lehrreich und es blieb viel Zeit für Fragen. Also, die drei Windturbinen produzieren seit Sommer 2017, nach nur rund einem Jahr Bauzeit, gut 20 Mio. kWh pro Jahr. Das ergibt den privaten Strom für 20’000 Menschen. Die Baukosten lagen bei 16 Millionen Euro, die Gutachten bei rund 4.5 Millionen Euro. Die Stromgestehungskosten liegen bei nur 8.50 Cent/kWh.

Das Projekt ist ein tolles Beispiel, wie lokale Bürger, Gemeinden und Energieversorger die eigene Energieversorgung in die eigene Hand nehmen. Es gab interessanterweise nie lokaler Widerstand aus der Bevölkerung, weil diese sehr gut abgeholt wurde und auch direkte Erträge aus der Energieerlösen erhält. Ferner wurden die rund 80 WaldeigentümmerInnen im Vorfeld gut informiert und entschädigt.

Es wurden umfangreiche Studien zur Naturverträglichkeit angestellt. Die Windräder werden für die Fledermauspopulation in der Dämmerung abgestellt, Horste wie z.b. für der Rotmilane sind keine vorhanden. Seltene Ameisen wurden umgesiedelt.

Zu dem Baumaterial wurden interessante Fragen aufgeworfen. So wurden lediglich so viel Beton verwendet wie sonst für c. 4 Einfamilienhäuser, viel weniger als von Windkraftgegnerinnen immer behauptet, auch liegt der Sockel nur 3.5m tief im Boden.

Nachmittagsanlass an der PHZH Zürich/ 101 Teilnehmer

Beim 2. Teil des Windanlasses am Nachmittag an der PHZH in Zürich, konnten die Neue Energie Zürich (NEZH)/ aee Zürich und energie-cluster.ch mit namhaften Referenten aufwarten.

Nach der Begrüssung und dem Dank an alle Partner und Sponsoren durch die Gastgeber von NEZH und energie-cluster.ch, übernahm die Moderatorin Judith Solt von Tec21 den Lead und führte durch den Nachmittag.

Dr. Sarah Barber von Wind Energy Innovation, Ostschweizer Fachhochschule, spricht über die Globale Bedeutung der Windenergie aus wissenschaftlicher Sicht zur Energieproduktion, Anlagentechnik und Auswirkung auf die Bevölkerung, Natur und Landschaft. Auf Grund der schweizerischen Windstatistik zeigt Dr. Barber die Windproduktionsmöglichkeiten auf, vor allem auch im Bereich Winterstrom. Die Windentwicklung in den nächsten Jahren wird sich an Intensität verändern und dies kann mit grossen Windturbinen zur Stromproduktion genutzt werden. Um CO2 Emissionen zu reduzieren, müssen wir die neuesten Technologien wählen. Interessant sind die Befragungen bei Bevölkerung zum Thema Windanlagen, die unterschiedlicher nicht sein können. Die Veränderung des Landschaftsbildes ist die grösste Herausforderung.

Olivier Waldvogel von Suisse Eole zu den Planungs-/Bewilligungsverfahren, Nutzungsplanung und Baubewilligungen, im Vergleich Deutschland -Schweiz. Die Bewilligungsverfahren in der Schweiz sind gegenüber Deutschland bedeutend länger. In der Schweiz rechnet man mit 10-15 Jahre, in Deutschland rund 6 Jahre. Das Ziel muss sein, Planungs- und Bewilligungsverfahren auch in der Schweiz entsprechend auf max. 2 Jahre zu reduzieren. Das Stromgesetz wurde am 9.Juni 2024 mit sehr guten 69% vom Schweizer Stimmbürger angenommen. Ein wichtiger Entscheid in die richtige Richtung. Die Kantone bleiben weiterhin hauptverantwortlich für die Beschleunigung der Verfahren. Die Windenergie wird in der Schweiz noch kaum genutzt, obwohl ein bedeutendes Potenzial besteht. Wind und Sonne kann genutzt werden um sich endgültig von fossilen Energieträgern zu verabschieden.

Dr. Martin Neukom Regierungsrat und Baudirektor Kanton Zürich zeigt die Veränderungen bis 2050 auf. Kernkraft fällt weg mit 23 TWh, Wachstum und Effizienz 0 TWh, Umstellung aller Autos und LKW’s auf elektrisch 14,5 TWh sowie Ersatz aller Öl- und Gasheizungen mit Wärmepumpen. Trotz Bevölkerungswachstum wird der Stromverbrauch in Zukunft pro Person  sinkend sein. Die Grafiken zum Stromverbrauch in der Schweiz zeigen die Entwicklung mit diversen erneuerbaren Energien zur Stromproduktion. Bis 2050 kann der komplette Stromverbrauch 82,7 TWh mit Wind, Solar inkl. Fassaden, Wasser, KVA mit Biogas, Holz und Geothermie abgedeckt werden. Kein Import mehr notwendig. Am Beispiel Windanlagen wären dies schweizweit 900 grosse Anlagen und 17 grosse alpine Solaranlagen. Wenn alle Bereiche der Stromproduktion mit erneuerbaren Energien produziert werden, dann ist fossile Stromproduktion Geschichte. Mit Energieeffizienz, Elektroheizungen ersetzen, Gebäude sanieren und Ausbau Wärmenetze sowie ein Stromabkommen für sicheren Import und saisonale Energiespeicher wird der Ausstieg gelingen. Sehr bald wird im politischen Prozess die Verfahrensbeschleunigungsvorlage veröffentlicht, mit dem Ziel die kantonalen Plangenehmigungsverfahren zu vereinfachen.

Cedric Aubert Axpo Wind Schweiz zum Thema Erfolgsprojekte. Am Bespiel von Lutersani wird dargestellt, dass bis zu 440 MWh mit Windanlagen möglich sind. Es ist Realität, dass das Landschaftsbild mit Windrädern  unsere Zukunft wird. Axpo engagiert sich für Windanlagen in der ganzen Schweiz. Ein Umdenken muss stattfinden.

Alfredo Scherngell von Zürich Wind als Kooperation der EKZ, ewz und Stadtwerke Winterthur prüft Zürich Wind Potentialgebiete und ist ein technischer Umsetzer von Windenergieanlagen. Zürich Wind wird aktiv, wo die politische Diskussion und die öffentliche Auflage durchgeführt ist. Windprojekt Wellenberg als erfolgreiches Projekt wird genannt. Die Einbindung der Stakeholder im Planungsprozess ist von grosser Wichtigkeit und so kann der Bau einer Windanlage breit abgestützt werden.

Markus Grunder Windenergie Schweiz erläutert anhand zweier Bürgerwindparks das Modell Bürgebeteiligung. Mit 16 Projekten und über 90 geplanten Anlagen ist eine Bürgerbeteiligung eine sinnvolle Möglichkeit für Windanlagen. Die Betreibergesellschaften in den betroffenen Gemeinden, welche den Bürgern, Energieversorgern und der Einwohnergemeinde gehören, profitieren indem die Bevölkerung die Anteilsmehrheit hat. Sie können direkt investieren. Landeigentümer werden fair vergütet ohne Pachtzinsobergrenze für jährliche Stromerträge im Nutzungsgebiet. Aus der Region für die Region.

Podium Nach kurzer Pause findet die Podiumsdiskussion unter kundiger Leitung von Frau Judit Solt statt. Ein reger Austausch mit allen Beteiligten zeigt auf, wie die Finanzierung und die wirtschaftliche Nachhaltigkeit real wird. Auf dem Podium sind Pierre-Antoine Cottier Bank Vontobel, Dr. Martin Neukom Regierungsrat Kanton Zürich, Kurt Eichenberger WWF, Paul Sidler Zürich Wind, EKZ und Cedric Aubert Axpo.

Fazit: Es zeigt sich, dass Windkraftanlagen im Kanton Zürich aber auch in der ganzen Schweiz nur mit transparenter Kommunikation möglich ist, aber viel Aufklärung braucht. Erfolgsprojekte müssen medial besser aufgenommen werden. Es muss das Ziel sein, dass neben allen anderen fossilfreien Stromproduktionsmöglichkeiten Windkraft intensiv gefördert werden kann.

Für Fragen und Anmerkungen werden nun die Gäste eingeladen, mitzudiskutieren.

Verabschiedung durch die Gastgeber und Einladung zu einem sehr feinen Apéro. Die Stimmung ist aufgeräumt und positiv. Viele Gespräche finden beim Apéro statt. Regierungsrat Dr. Martin Neukom nimmt sich die Zeit und steht während des ganzen Apéro’s gerne zur Verfügung.

Ein sehr gelungener Anlass.

NEUE ENERGIE ZÜRICH/aeezürich

energie-cluster.ch